I wrote this text for artist Lola Abendrot and her beautiful polaroid minatures. This time in German.

Die Freude, die jede organische Form bereitet, steht im Verhältnis zu deren Erscheinungsbild, gesunder Energie. ‚Gesund‘ umschließt in dieser Beziehung dabei das Ganze der Lebenszyklen, ihr Werden, als auch ihr Vergehen. Ohne die Fähigkeit zur Anteilnahme würde der Anblick einer Blüte in ihrer vollen Pracht keine andere Empfindung auslösen als ihr von Käfern zernagtes Blattwerk. In Dreaming of Paradise begegnet uns beides gleichermaßen. Wir sehen das volle Spektrum lebendiger wie sich dem Ende zuneigender Lebensprozesse in einem harmonischen, einander zugehörigen Zusammenspiel. Als Gegenstück zu der Tatsache, dass sich die Menschheit von der natürlichen Welt entfremdet hat und dass wir letztere als etwas betrachten, das man unterjochen und von dem man profitieren kann, entfaltet sich in dieser umfassenden Bildersammlung ihr wundersames, variantenreiches Dasein, die Vitalität ihrer Schönheit, deren Echo sich über das fotografisch festgehaltene Bild hinaus in den verschiedenfarbigen Bildhintergründen fortführt.
Als urbanisierte Menschen führen wir ein zersplittertes Leben, das mit der Natur, den Jahreszeiten und den verschiedenen Zeitzyklen unvereinbar, längst von ihnen unabhängig ist.
Phänomene wie das Wetter sind in unserem Alltag so fern, dass sogar die lebensbedrohende Tatsache des Klimawandels weiterhin zu abstrakt und fern erscheint, als dass abwendende Maßnahmen vorgenommen werden würden. Wie es der Künstler Ian Hamilton Finlay einmal treffend formuliert hat: „Weather is a Third to Place and Time“. In Dreaming of Paradise durchzieht das Wetter als grundlegende, lebenspendende Dimension, Atmosphäre bildend, jedes einzelne Bild. Die ihm eigene Vergänglichkeit korrespondiert mit jener der abgebildeten Pflanzen.
Die Polaroids von Lola Abendrot zeigen Ausschnitte von ineinander verwobenen Beziehungen, rücken die Dinge in die Nähe, so dass wir die Verbindungen, die wir als herausfordernd, erhellend, bezaubernd oder beunruhigend empfinden könnten, betrachten und auf uns wirken lassen können. Zwar gibt der Titel an, Paradiesisches nur erträumen zu können, doch realisieren wir bei der Betrachtung dieser kleinen Gärten Edens sofort: Das Paradies befindet sich in Wahrheit gleich nebenan.
